Im Tunnel: Erst löschen, dann retten / Badische Zeitung 29.10.2018

Von Ulrich Senf

Mo, 29. Oktober 2018

Efringen-Kirchen

Großübung im Katzenbergtunnel bestätigt die Leistungsfähigkeit der Feuerwehr, legt aber auch Schwachstellen offen.

Vor dem Tunnel pumpt die Feuerwehr das Löschwasser aus dem Reservoir in die Leitungen.

Die Atemschutzträger machen sich parat für den Einsatz im Tunnel (links), während unmittelbar daneben die Vorbereitungen getroffen werden, um die Verletzten betreuen und abtransportieren zu können.Foto: FRANZ Schmider

Foto: Franz Schmider
Vor dem Tunnel pumpt die Feuerwehr das Löschwasser aus dem Reservoir

EFRINGEN-KIRCHEN. “Ich bin mit den Feuerwehrleuten und allen Beteiligten vollauf zufrieden”, fasst Gesamtkommandant Philipp Haberstroh die Großübung im Katzenbergtunnel zusammen. Dass alle Abläufe, die in den vergangenen Wochen noch einmal einstudiert wurden, auch tatsächlich geklappt haben und sich im Ernstfall bewährten, ist für ihn der größte Gewinn aus der monatelangen Vorarbeit. Nicht zuletzt ist Haberstroh zufrieden, dass es gelang, die über 200 Einsatzkräfte mit Umsicht und unfallfrei zu koordinieren.

“Es ist schon ein komisches Gefühl, wenn man selbst außen am Rettungsplatz steht und seine Kollegen in den Tunnel schickt, wo man selbst noch gar abschätzen kann, wie es drinne aussieht. Bei anderen Einsätzen ist man mit vor Ort und kann die Dinge damit auch unmittelbar einschätzen”, beschreibt Gesamtkommandant Philipp Haberstroh seine Situation als Einsatzleiter in der Erstphase und später als Abschnittsleiter zuständig für die Schadensabwehr. Umso wichtiger war für ihn, dass am Samstag die Übung in den Abläufen keine Schwachpunkte zeigten. Vom Ausrücken, zur Brandbekämpfung, vom Sichern und Übermitteln aller wichtigen Frachtpapier nach außen zur Abschnittsleitung – beim Übungsszenario war davon ausgegangen worden, dass der brennende Zug der Rollenden Landstraße auch Behälter mit Gefahrgut geladen hatte – bis hin natürlich zur Logistik für den Nachschub und das Bereitstellen der von den Rettungskräften im Tunnel angeforderten Geräte, hatten alle Rädchen wie erhofft ineinandergegriffen.

Gerade das Bereitstellen von Material ist im Tunnel eine echte Herausforderung. Nur die ersten beiden Rettungsgruppen dürfen auf dem kürzesten Weg von Efringen-Kirchen her in den Tunnel einfahren. Danach gilt absoluter Einbahnverkehr – von Norden in Richtung Süden, wo sich der Rettungsplatz mit der medizinischen Versorgung für die Verletzten befindet. Was am Anfang fehlt, muss also von Bad Bellingen in den Tunnel zu den Rettern gebracht werden.

Zwei wichtige Erkenntnisse nimmt Haberstroh aus der Übung mit: Zum einen gelang es tatsächlich, in der erhofften Zeit am Brandherd einzutreffen und den Löschangriff zu starten. 13.04 war die Wehr alarmiert worden. Um 13.30 standen die Kollegen bereits in der Tunnelröhre am brennenden Zug und konnten löschen. Gerade dieses rasch Handeln sei in einen Tunnel entscheidend, da die Hitze- und Rauchentwicklung sonst zu groß wird.

Nicht wenige wichtig ist, dass das bestehende Löschwassermanagement am Samstag seine Aufgabe erfüllte. Gleichwohl spricht Haberstroh von einem Provisorium: “Wir wissen nämlich nicht, ob das bei starkem Frost, wenn die Gefahr groß ist, dass die zehn Zentimeter dicken Leitungen für das Löschwasser im Bereich der Tunnelportale einfrieren könnte, auch funktioniert”, erklärt er. Aber immerhin werde die Bahn an der Stelle nachrüsten und dafür sorgen, dass das Wasser künftig in den Leitungen zirkuliert. Sobald das Löschfahrzeug am Tunnelportal vorgefahren ist, und beginnt, Wasser aus dem dortigen Reservoir in die Leitung zu pumpen, sei für den Löschangriff alles parat.

Froh ist Haberstroh, dass man bei der Bahn und allen voran beim zuständigen Notfallmanager endlich Gehör für die Anliegen der Feuerwehr Efringen-Kirchen gefunden habe. Wenn im kommenden Jahr das Projekt umgesetzt werde, sei damit auch der frühere Vorschlag der Bahn vom Tisch, die Rohre im Endbereich einfach im Winter leerlaufen zu lassen. “Dann würden wir im Ernstfall, sobald wir beginnen, in die Rohrleitung einzuspeisen, erst einmal eine große Luftblase vor uns herschieben”, erklärt Haberstroh die Bedeutung der neuen Lösung für die Sicherheit im Tunnel aber eben auch der Feuerwehrleute, die an vorderster Front im Tunnel stehen.

Eine Schwachstelle war während der im Vorfeld zu der Großübung am Samstag durch die Bahn erstmalig ausgerichteten Schulungen für die Feuerwehr in der Löschwassertechnik im Tunnel, aufgefallen. Das Sammelbecken, in das das Löschwasser aus dem Tunnel läuft, fasst nur 100 Kubikmeter und hat keinen Anschluss an die Kanalisation. Da werde man Abhilfe schaffen müssen, kündigt Haberstroh an. In keinem Fall könne es sein, dass möglicherweise kontaminiertes Löschwasser einfach unkontrolliert auslaufe.

die freiw Feuerwehr Wintersweiler war hier auch vertreten..

Schreibe einen Kommentar