Der Feuerwehrbedarfsplan für Efringen-Kirchen war Thema in der Gemeinderatssitzung. Die Planer sehen eine gute Gesamtabdeckung des Gemeindegebiets, tagsüber aber auch Lücken in der Personalabdeckung
Katrin Fehr Di, 25. Mär 2025 Efringen-Kirchen

Das Feuerwehrhaus in Huttingen. Die Sozialräume und Lagerflächen wurden von Brandschutz 4 gut bewertet. Foto: Victoria Langelott
Dem Gemeinderat Efringen-Kirchen wurde am Montag in einer nicht öffentlichen und in der öffentlichen Sitzung, die in der Aula des Schulzentrums stattfand, eine Entwurfspräsentation des Feuerwehrbedarfsplans vorgestellt. Der Beschluss, diesen im weiteren Anhörungsverfahren an die Ortschaftsräte weiterzugeben, erfolgte einstimmig. Der Plan wird außerdem in allen Abteilungsausschüssen sowie dem Ausschuss der Gesamtwehr behandelt. Der Gemeinderat berät und beschließt voraussichtlich in seiner April-Sitzung darüber.
Worum geht es
Die Gemeinde Efringen-Kirchen beabsichtigt, bis 2040 statt neun Feuerwehrstandorte vier Standorte aufzubauen: Bereich Nord (Blansingen, Huttingen, Welmlingen und Wintersweiler), Ost (Egringen und Mappach), Süd (Efringen-Kirchen und Istein) und West (Kleinkems). Der Beschluss erfolgte am 18. November 2024. Das Planungsbüro Brandschutz 4 wurde mit der Erstellung einer Standortanalyse zur langfristigen Reduzierung der Standortanzahl sowie eines daraus resultierenden Feuerwehrbedarfsplans beauftragt. Ihren Entwurf haben Hermann Spanner und Fabian de Rossi vorgestellt.
Anforderungen
Jede Gemeinde ist verpflichtet, eine, den örtlichen Gegebenheiten angepasste, leistungsfähige Feuerwehr aufzustellen. Der Feuerwehrbedarfsplan berücksichtigt den landesrechtlichen Mindestbedarf und das örtliche Risikoniveau und soll dem Gemeinderat als Grundlage und Empfehlung dienen. Etwa, ob besondere Ausstattung an den vier Standorten und mehr Personal benötigt wird oder ob die Eintreffzeit eingehalten werden kann. Diese sieht bei einem kritischen Wohnungsbrand mit Menschenrettung zehn Minuten für die erst eintreffende Einheit (sechs Einsatzkräfte) und 15 Minuten für die nachrückende Einheit (neun Einsatzkräfte) vor. Berücksichtigt wurden beim Bedarfsplan Standardszenarien und Risikofaktoren: Einsatzleitung, Grundschutz, Brand- und technische Hilfeleistung, Verkehrsunfälle wegen der Nähe zur B3, der Autobahn und der Anschlussstelle, die in die Zuständigkeit der Wehr fällt. Außerdem ging es um die Löschwasserversorgung, Unwetter und Flächenlagen, Nachschub und Logistik und Gerät sowie die Zuständigkeit für den Katzenbergtunnel, wo jedoch auch überörtliche Einsatzkonzepte greifen.
Standorte nach Personalstärke
Bei der Personalstärke nach Tageszeit hat sich laut Planer ein „klassisches Bild“ ergeben, das zeigt, dass tagsüber die wenigsten Einsatzkräfte im Ort oder planerisch nicht verfügbar sind, während nachts die Situation eine völlig andere ist. Gründe seien die Grenznähe, aber es gebe auch viele Arbeitsorte außerhalb des Gemeindegebiets auf deutscher Seite. „Es gibt sehr, sehr viele Auspendler.“ Dadurch reduziert sich die Personenverfügbarkeit. Standort Süd: Aus Istein und Efringen-Kirchen wären 16 Einsatzkräfte in kürzester Zeit vor Ort, für die erste Einheit (sechs Kräfte) ausreichend, für die nachrückende Einheit (neun Kräfte) knapp, rein rechnerisch wären insgesamt 30 Einsatzkräfte (Besetzung des Einsatzwagens mal Faktor zwei) notwendig. Dieses Defizit, so de Rossi, müsse man kompensieren. Nachts sind 63 in kürzester Zeit verfügbar. „Ein sehr, sehr guter Personalpool, eine sehr schlagkräftige und einsatzkräftige Abteilung.“ Ähnlich ist die Situation beim Standort Nord. Auch hier tagsüber gerade ausreichend mit 13 Leuten für die erste Einheit, 76 nachts. Beim Standort Ost stünden fünf Einsatzkräfte zur Verfügung, demnach nicht ausreichend. Nachts wären Egringen und Mappach ein sehr starker Standort mit 46 Einsatzkräften. Ähnlich sieht es beim Standort West (Kleinkems) aus, wo mit vier Einsatzkräften die Personalverfügbarkeit tagsüber nicht ausreicht. Nachts mit 19 Einsatzkräften hingegen schon. Grundsätzlich rät das Planungsbüro, um die notwendige Personalstärke überall auch tagsüber zu erreichen, bei der Neustrukturierung die Arbeits- und Wohnortsituation der Feuerwehrleute neu zu bewerten und Doppelmitgliedschaften und Tagesalarmschleifen zu nutzen.
Qualifikation
Nicht nur die Verfügbarkeit der Einsatzkräfte müsse überprüft werden, sondern auch deren Qualifikation. Etwa beim Atemschutz sehen die Planer Nachschulungsbedarf.
Gebietsabdeckung
Die reine Anfahrt zum Einsatzort sollte bestenfalls fünf Minuten dauern. Von den Standorten Nord, Süd und West ist dies umsetzbar, bei zehn Minuten Fahrtzeit gibt es überschneidende Gebietsabdeckungen. Das Planungsbüro ordnet die Gesamtgebietsabdeckung als „sehr gut“ ein. Die Erreichbarkeit von Maugenhard würde ebenfalls laut Planer ausreichen. In fünf Minuten sei man an der Grenze des Weilers. Und je nachdem, wo ein neues Feuerwehrhaus in Egringen gebaut wird, könnte sich die Erreichbarkeit Maugenhards noch wesentlich verbessern.
Zustand der Feuerwehrhäuser
Bis auf das Feuerwehrhaus Blansingen schneiden alle Feuerwehrhäuser bei den sanitären Anlagen schlecht ab. Bei den Umkleidebereichen steht die Ampel nach Ansicht der Planer überall auf Rot. Hier bestehe Handlungsbedarf. Die Außenanlagen in Blansingen, Wintersweiler und Huttingen sind ebenfalls rot, während Mappach hier auf Grün steht, jedoch auch bei den Fahrzeugstellplätzen ebenso wie Huttingen kein optimales Bild abgibt.
Aufgabenverteilung und Ausstattung
Bei der Ausstattung der Standorte mit Fahrzeugen sieht das Planungsbüro eine Konzeption bis 2040 vor. Hier solle auch stufenweise entschieden werden.
Reaktion aus dem Gremium
Gemeinderat Jörg Weiss (CDU) erkundigte sich nach dem Zeitplan und Anpassungsmöglichkeiten. Bürgermeisterin Carolin Holzmüller sagte: „Wenn wir etwas aus dem Bedarfsplan nicht umsetzen können, kommen wir dem gesetzlichen Anspruch nicht nach. Das ist jetzt schon der Leitplan.“ Hermann Spanner erläuterte, dass das Gremium im Zeitraum bis 2040 für jeweils fünf Jahre abstimme und dann immer wieder kritisch überprüft werden müsse, ob sich Parameter geändert haben.